200 km nördlich von Kapstadt liegen die Zederberge (Cederberg Mountains), eine 100 km lange Gebirgskette die über 2.000 Meter Höhe erreicht. Wir befahren die N7 Richtung Clanwilliam, das im nördlichen Teil der Zederberge liegt. Auf dem Weg passieren wir Citrusdal, wo wir einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Der Name kommt nicht von ungefähr. Es handelt sich um Südafrikas drittgrößtes Obstanbaugebiet. Links und rechts der Straße befinden sich die Orangen-Plantagen. Leider sind wir Ende Februar außerhalb der Saison da. Von Mai bis Oktober findet die Ernte statt.
Am originell dekorierten Informationsbüro, das gleichzeitig auch ein Café ist, erfahren wir, dass das Highlight der Gegend, ein unter Denkmalschutz gestellter 250 Jahre alter Orangenbaum, leider nicht frei zugänglich ist, da er sich auf einem Privatgrundstück befindet. Ganz in der Nähe sind noch „The Baths“ zu finden. Aber das Thermometer zeigt heute fast 40 Grad und so sind 43 Grad warme Mineralquellen nicht sonderlich verlockend. Erst später finden wir heraus, dass dort auch kühle Pools vorhanden sind. Ansonsten gibt es nicht sonderlich viel zu erkunden in Citrusdal und so setzen wir unsere Tour Richtung Clanwilliam fort.
Clanwilliam
In Clanwilliam ist schon mehr los. Wir fahren durch den Dorfkern mit Geschäften und Restaurants und erreichen unsere Unterkunft, die Ndedema Lodge am Ortsrand von Clanwilliam. Die Inhaberin Enid begrüßt uns freundlich und ist uns auch gleich bei der Planung der nächsten Tage behilflich.
Wir folgen Enid’s Empfehlung und lassen den Tag im Restaurant Reinholds ausklingen. Das Essen schmeckt fantastisch! Es gibt Filetsteak mit Feigen, Feta und Käsesauce und Cordon bleu. Unbedingt reservieren, das kleine gemütliche Restaurant hat nur 6 Tische! Geöffnet Di bis Sa von 19 bis 21 Uhr.
Am nächsten Morgen genießen wir unser Frühstück im schön angelegten Garten unter einem Dach aus Wein. In der gemütlichen grünen Oase stehen sogar Zitronenbäume.
Rooibos-Tee-Safari
Dann ziehen wir los zur ca. 30 km entfernten und versteckten Elandsberg Eco Tourism Farm. Sie liegt an einem Rooibos-Anbaugebiet und hier startet die vorab gebuchte Rooibos-Tee-Safari. Mit einem Jeep bringt uns Tourguide Chris auf eine Plantage, wo er uns ausführlich alles zum Anbau und die Ernte des Rooibos-Tees erklärt. Die Zederberge des Westkaps sind der weltweit einzige Ort, an denen der Rooibos-Tee angebaut wird.
Im Anschluss besuchen wir die Verarbeitungsanlage auf dem Groenkol Rooibos Tea Estate, wo die geernteten Zweige zunächst geschnitten und getrocknet werden. Hier weht uns schon der Duft des Rooibos um die Nase. In der Halle wird der feine, reine Rooibos dann von den Abfallprodukten getrennt. Die Abfallprodukte, so erklärt uns Chris, werden in den billigen Tees, die man im Supermarkt kauft, verarbeitet. In der Halle wird der Tee auch gelagert, verpackt und für den Export vorbereitet.
Zurück auf der Farm wartet Annette mit Rooibos-Eistee auf uns. Im Anschluss kann man die auf dem Groenkol Rooibos Tea Estate hergestellten Rooibos-Teesorten probieren und natürlich auch kaufen. Der Tee ist wirklich köstlich. Für eine Packung von 40 Teebeutel feinsten Rooibos-Tees zahlt man umgerechnet ca. 1,70 Euro. Gute 2 Stunden hat die Tour gedauert, für die wir pro Person 150 Rand (etwas mehr als 10 Euro) bezahlt haben. Die Rooibos-Tee-Safari ist eine runde Sachen und für mich ein Muss bei einem Besuch in dieser Region! Infos: http://www.elandsberg.co.za
Mittlerweile zeigt das Thermometer 40 Grad, also ruft für uns der Pool unsere Lodge. Mit unserem Besuch Ende Februar sind wir einfach noch etwas zu früh, ab Ende März beginnt die Saison, dann sind auch die Temperaturen erträglich. Wer im August und September in die Gegend kommt, erlebt die Wildblumen-Blüte.
Sevilla Rock Art Trail
Am späten Nachmittag brechen wir wieder auf und fahren von Clanwilliam über den Pakhuis Pass mit toller Sicht auf die Zederberge zum 35 km entfernten Traveller’s Rest. Auf der Farm befindet sich ein kleiner Einkaufsladen, in dem man auch Souvenirs kaufen kann. Außerdem werden Snacks angeboten und – ganz wichtig – kalte Getränke.
Beim Traveller’s Rest beginnt der Sevilla Rock Art Trail; ein 5 km langer Wanderweg der einen zu 9 Stationen führt, an denen man Felszeichnungen der San betrachten kann. Unklar ist, ob die Zeichnungen 800 oder 8.000 Jahre alt sind. Wir kaufen uns eine Erlaubnis (Permit) für 40 Rand pro Person und erhalten eine Broschüre. Dann geht es los und wir folgen den weißen Fußabdrücken, die uns von Station zu Station führen.
Gut 2 Stunden benötigen wir für die Wanderung, die ein bisschen Klettern über die Felsen, aber keine großen Höhenunterschiede beinhaltet. Die kühle Coke danach haben wir uns verdient. Wasser und Sonnenschutz nicht vergessen! Dann treten wir die Rückfahrt nach Clanwilliam an und folgen einer weiteren Empfehlung. Im Garten des „Dam Bistros“ genießen wir ein leichtes Abendessen.
Wanderung zum Algeria Middelberg Wasserfall
„Nur“ 25 Grad erwarten uns am nächsten Tag und somit steht unserer geplanten Wanderung zum Algeria Middelberg Wasserfall im Cederberg Wilderness Reserve nichts im Weg.
Von Clanwilliam fahren wir wieder auf die N7 und biegen nach ca. 30 km ab Richtung Algeria. Über eine gut befahrbare Schotterpiste fahren wir 18 km zur Algeria Forest Station. Dort kaufen wir uns eine Erlaubnis für 60 Rand pro Person und erhalten eine Karte mit Wegbeschreibung. Auf geht’s in die Zederberge!
Der 3 km lange Wanderweg beginnt zunächst ganz entspannt und steigt nur leicht an. Er führt dann an Zedernbäumen vorbei, die der Region ihren Namen gaben, heute aber nur noch selten und nur in den höheren Lagen zu finden sind. Nach einem Drittel wird es steinig und über Geröll setzen wir unsere Wanderung fort. Das letzte Drittel geht es steil bergauf. Um direkt an den Wasserfall zu kommen ist dann noch ein wenig Klettern über die Felsen angesagt. Insgesamt gilt es 350 Höhenmeter zu überwinden.
Nur 2 Wanderer sind uns auf dem Weg entgegen gekommen und als wir den Wasserfall erreichen, verlässt ihn gerade eine kleinere Gruppe und so haben wir ihn ganz für uns allein. Was für ein wunderschöner Fleck Erde! Wir fühlen uns ein bisschen wie im Urwald! Schnell sind die Schuhe ausgezogen und die Füße im Wasser. Das kleine Naturbecken reicht nicht zum schwimmen. Jetzt im Hochsommer plätschert das Wasser gemütlich. Im Winter muss der Wasserfall eine immense Wucht haben.
Für den Hinweg haben wir ca. 1,5 Stunden gebraucht, verbeiben aber am Wasserfall selbst eine ganze Weile. Der Rückweg dauert dann noch einmal eine Stunde. 16 verschiedene Schlangenarten soll es hier geben, wovon einige giftig sind. Glücklicherweise hat keine unseren Weg gekreuzt. Der Weg liegt voll in der Sonne, Schatten gibt es kaum. Ausreichend Wasser (wir hatten 1,5 Liter pro Person dabei), Sonnencreme und Sonnenhut mitnehmen.
Wir fahren nicht über die N7 zurück nach Clanwilliam, sondern nehmen eine Schotterpiste, die östlich des Olifants River verläuft. Neben schönen Aussichten auf den Fluss und die Staudämme führt der Weg auch an einer Mango Plantage vorbei.
Rooibos Factory
In Clanwilliam hat die Rooibos Ltd. ihren Sitz. Sie exportiert in über 60 Länder Rooibos-Tee. In einem kleinen Fabrikladen kann man eine Tasse Tee genießen, erfahren in welche Länder der gute Rooibos-Tee versandt wird und natürlich Teeprodukte kaufen. Außerdem erzählt ein 15-minütiger Film, den es auch in deutsch gibt, alles zum Rooibos-Tee. Adresse: Rooibos Avenue, Clanwilliam
Rooibos Tea House
Mit einem Besuch im Rooibos Tea House schließen wir unseren Aufenthalt in Clanwilliam ab. Wie der Name schon sagt, gibt es in der gemütlichen Teestube eine unendliche Anzahl an Rooibos zu probieren. Dazu kann man in dem kleinen urigen Lädchen noch ein bisschen herumstöbern. Auch Teeverkostungen werden hier angeboten. Bei der Auswahl fällt uns die Entscheidung schwer, schließlich nehmen wir einen Rooibos-Eistee mit Honigmelonengeschmack, einen Fresh Red (Rooibostee mit Apfelsaft) und einen Rooibos-Cappuccino.
Rooibosroute
Das Rooibos Tea House und auch unsere Unterkunft in Clanwilliam sind Teil der Rooibos Route, die Besucher zu allen wichtigen Punkten in der Rooibos-Region führt. Mehr Infos dazu gibt es hier: www.rooibos-route.co.za
Unsere Reise in die Zederberge ist allerdings noch nicht zu Ende. Nach den ereignisreichen Tagen gönnen wir uns eine Auszeit im exklusiven Bushmans Kloof Reserve. Den Beitrag kann man hier lesen.
Alternativroute zurück nach Kapstadt
Wir fahren nicht auf direktem Weg über die N7 nach Kapstadt zurück, sondern machen noch einen Abstecher nach Lamberts Bay und folgen dann der Küste. Lamberts Bay ist 60 km von Clanwilliam entfernt. Am Hafen zahlen wir 5 Rand Eintritt und parken unseren Mietwagen. Für 40 Rand pro Person erhält man Zutritt auf Bird Island.
Über einen Damm erreichen wir die Vogelinsel, auf der reges Treiben herrscht. Gerade halten sich hier die Kaptölpel auf und die tapsigen Jungtiere machen ihre ersten Flugversuche. Wir amüsieren uns köstlich!
Hinter den unzähligen Tölpeln entdecken wir noch eine Menge Seelöwen. Der Spaziergang über die kleine Insel lohnt sich.
Im Anschluss kehren wir bei Isabellas ein und essen Fish&Chips.
Über Leopoldville geht es weiter Richtung Elends Bay und weiter südlich Richtung Velddrift. In der Elends Bay Bucht und im Bergriver bei Velddrift sehen wir Flamingos.
Außerdem führt uns unser Weg entlang der R27 an Farmen vorbei. Wir passieren Langebaan und den West Coast National Park, wo wir sogar noch einmal Zebras sehen. Über einen Besuch in dieser Region habe ich schon einen Beitrag geschrieben. Er ist hier zu finden.
Am Abend erreichen wir Kapstadt und den tosenden Ozean. Wieder einmal sind wir vom abwechslungsreichen Südafrika verzaubert. Nur 200 km entfernt haben wir die perfekte Auszeit in einer einzigartigen Bergwelt verbracht.
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