Die nächsten Tage werden wir die Walhauptstadt Hermanus erkunden und hoffentlich viele Southern Right Whales zu sehen bekommen. Denn die gigantischen Meeresbewohner zieht es zwischen Juni und Dezember zum Fortpflanzen und Kalben in die Walker Bay. Hochsaison ist im September und Oktober.
Wir erreichen nach einer 90-minütigen Fahrt von Kapstadt den Ferienort Hermanus und die Whale Rock Luxury Lodge, eine wunderschöne, begrünte Hotelanlage mit reetgedeckten Häusern. Im blühenden Garten wartet ein großer beheizter Pool.
Dass wir am Vormittag vor der üblichen Check-In Zeit ankommen ist kein Problem. Nur wenige Meter von der Lodge entfernt beginnt der populäre Cliff Path. Der Spazierweg führt über 8 Kilometer an der Küste der Walker Bay entlang – über Hermanus hinaus – und bietet einen traumhaften Blick auf den atlantischen Ozean und die Wale. Wir stellen unseren Mietwagen von billiger-mietwagen.de ab und laufen los.
Cliff Path
Circa 45 Minuten läuft man von der Whale Rock Lodge den Cliff Path entlang zur Innenstadt von Hermanus. Unser Plan ist also nach Hermanus laufen, Mittagessen und dann zurück zum Einchecken. Während der Walsaison allerdings nützen Pläne wenig, denn die Ozeanriesen bestimmen den Ablauf. Und so gestaltete sich unserer Tag auf dem Cliff Path und in Hermanus:
Wir schlendern gemütlich Richtung Hermanus und genießen neben dem Ausblick auf’s Meer auch die Fynbos-Vegetation. Ab und an kreuzt ein Dassie (eine Art Murmeltier) unseren Weg und wir entdecken sogar eine kleine Schildkröte.
Der Gearing’s Point ist das Herzstück Hermanus. Hier versammeln sich die Besucher, um Ausschau nach den Southern Right Whales zu halten. Und auch die Dassies scheinen nach ihnen zu suchen. 😉
Wie auf Bestellung nähert sich ein Wal und sticht sogar aus dem Wasser. Wir bekommen Fluke und die Barten im Maul des Wales zu sehen.
Lunch gibt es im Restaurant Burgundy mit Blick auf die Bucht. Im Anschluss schlendern wir ein bisschen durch die Straßen von Hermanus. Auf der Main Road reihen sich die Geschäfte, dazu gibt es zwei Einkaufszentren und den Old Harbour Market, wo an Ständen Kunsthandwerk und Souvenirs angeboten werden.
Der Himmel klart auf und wir setzen unseren Spaziergang auf dem Cliff Path fort.
Auf dem Rückweg dann entdecken wir einen Southern Right Whale ganz nah an der Küste. Da kaum Wind herrscht, lassen wir die Drohne aufsteigen und ergattern unseren ersten Schnappschuss eines Walbildes aus der Vogelperspektive. Beeindruckend!
Der Wal hat keine Eile, verbleibt eine ganze Weile in der kleinen Bucht, zeigt sich immer wieder und so verbringen wir und weitere Zuschauer fast eine Stunde mit ihm.
Zurück von unserem Wal-Abenteuer beziehen wir unser Zimmer. Es ist großzügig, hell und stilvoll eingerichtet. Im modernen Bad warten Dusche und Badewanne. Eine Tür führt auf die eigene Terrasse, von der aus wir den Garten mit Pool überblicken. Keine Frage, hier werden wir uns die nächsten Tage wohlfühlen.
Am nächsten Morgen genießen wir erst einmal unser köstliches Frühstück in der Whale Rock Lodge. In der Mitte des gemütlich eingerichteten Frühstücksraums brennt ein Kamin und wir lassen uns das frisch zubereitete Omelette schmecken.
Für 9 Uhr haben wir eine Whale Watching-Tour gebucht und sind dank blauem Himmel und Sonnenschein bester Laune. Von der Lodge laufen wir keine 5 Minuten zum Neuen Hafen, wo die Ausflugsboote starten. Dort bekommen wir allerdings mitgeteilt, dass für den heutigen Tag alle Touren abgesagt werden müssen, weil der Wind schlecht steht. Zum Glück haben wir die Whale Watching Tour an den Anfang unseres Aufenthalts gelegt, wir starten also morgen früh einen neuen Versuch.
Fernkloof Nature Reserve
Unser Alternativ-Programm ist der Besuch des Fernkloof Nature Reserves. Das 18 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet liegt in den Kleinrivier-Bergen oberhalb von Hermanus. Der Eintritt ist frei. Eine Stichstraße führt zu einem kleinen Besucherzentrum. Hier gibt es eine große Übersichtskarte der Wanderwege, die verschiedene Farben haben. Für 10 Rand kann man eine solche Karte auch kaufen.
Ein netter Ranger gibt uns Hinweise zu den Wanderwegen und zeigt uns eine Pflanzensammlung von Proteas, Erikas und vielen weiteren. Er erklärt uns, welche Pflanzen wir auf welchem Wanderweg hauptsächlich antreffen werden. Das ist doch mal ein schöner Überblick. Los geht’s!
Wir laufen zunächst zum Wasserfall, vorbei an Fynbos-Vegetation und blühenden Proteas, der Nationalblume Südafrikas. Es geht leicht bergauf, ist aber nicht anstrengend. Die Wege sind perfekt ausgeschildert und auch so gut präpariert, dass wir uns wundern, dass kein Eintritt verlangt wird. Der Wasserfall selbst ist nicht sonderlich groß, dennoch ist der Spaziergang durch die einzigartige Landschaft eine Wohltat. Es ist wunderbar ruhig und friedlich hier.
Nach dem Wasserfall steuern wir den Wanderweg zu den Drei Dämmen an. Mehrmals wurde uns die Wanderung nun schon empfohlen. Im Sommer gehen die Locals im dritten und größten Damm baden, wenn es an den Stränden zu voll wird.
Während wir also den ebenfalls nichts sonderlich anstrengenden Weg zu den Dämmen laufen, erfreuen wir uns an den blühenden Erikas, den hohen Proteas und vielen weiteren Pflanzenarten, die wir hier gerade in der Blüte erleben. Ein Teil des Wanderweges erinnert mit riesigen Farnen ein wenig an den Dschungel. Der Himmel zieht leider immer weiter zu.
Und dann fängt es richtig an zu regnen und hört leider gar nicht wieder auf. Wir schaffen es, uns einigermaßen unterzustellen. Als es aber auch nach fast einer Stunde nicht besser wird, beschließen wir, zurück zum Visitor Center zu laufen. Obwohl der Regen zwischendurch nachlässt und wir mit Outdoor-Jacken und -Hosen gut gewappnet sind, kommen wir pitschnass am Auto an. Hm, irgendwie hatte ich mir den südafrikanischen Frühling etwas milder vorgestellt.
Ausklingen lassen wir den regnerischen Tag bei Dutchies, das uns auch mehrfach empfohlen wurde und eine echte Institution ist. Fish & Chips schmeicheln unserer durchnässten Seele. 😉 Das Strand-Restaurant liegt direkt am Grotto Beach, einem wunderschönen kilometerlangen Sandstrand der mit der Blauen Flagge (einem Umweltzeichen) ausgezeichnet ist.
Neuer Tag, neues Glück. Am nächsten Tag wagen wir einen zweiten Versuch im Fernkloof Nature Reserve. Die Sonne lacht, der Himmel ist blau, heute haben wir keinen Regen zu befürchten. Wir wollen versuchen, die 3 Dämme zu erreichen, dabei aber nicht noch einmal den gleichen Weg gehen. Daher parken wir auf der 8th Avenue am Rand des Fernkloof Nature Reserves, wo ein kleiner Pfad an einem Wassertank vorbeiführt. Nach wenigen Metern bergauf erreichen wir den Pipe Track.
Der wunderbare Panoramaweg führt am Berg entlang und bietet uns einen fantastischen Ausblick auf Hermanus und die Küste mit dem Grotto Beach.
Als kleine Zugabe dürfen wir die blühende Fynbos-Landschaft bewundern, weil wir uns Ende September im südafrikanischen Frühling und somit in der Blütezeit befinden. Herrlich!
Der Weg zu den Three Dams ist perfekt ausgeschildert und nach ca. 1 Stunde erreichen wir dann den Damm. Wie zuvor von den Locals gehört, baden hier tatsächlich ein paar Teenager im Wasser. Wir genießen die Aussicht und treten dann die Rücktour an.
Das Fernkloof Nature Reserve ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet das eine ganz besondere Flora und leichte Wanderungen bietet. Es ist auf jeden Fall einen Abstecher wert bei einem Hermanus-Besuch. Mehr Infos gibt es unter www.fernkloof.org.za.
Whale Watching Tour
Und beim zweiten Versuch klappt es auch mit der Walbeobachtungs-Tour. Wir haben bei Southern Right Charters eine Whale Watching Tour gebucht. Der Touranbieter befindet sich am New Harbour (Neuer Hafen) der gerade einmal 5 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt liegt.
Bevor wir mit dem Katamaran aufbrechen erhalten wir eine kurze Einweisung und Infos zu den Southern Right Whales (Südkaper, auch Südlicher Glattwal). Sie werden zwischen 11 und 18 Meter lang und erreichen ein Gewicht von 50 bis 80 Tonnen. Wir bekommen eine fast 2,5 Meter lange Barte (Hornplatte) gezeigt, von der sich 400 im Maul des Südkapers befinden. Ein Drittel der Wallänge bestimmt das Maul. Die Größe dieser Tiere ist mir im Moment noch unvorstellbar.
Wir fahren auf’s Meer hinaus und die Aufregung steigt. In Alaska haben wir schon einmal eine Whale Watching Tour unternommen, aber es ist immer wieder ein ganz besonderes Gefühl, so außergewöhnliche Tiere in ihrem natürlichen Umfeld aufzusuchen. Und dann kommt die Meldung, dass der erste Wal gesichtet wurde. Zunächst habe ich etwas Schwierigkeiten, ihn zu finden. Dann kann ich den Blas erkennen. Wahnsinn, da zieht vor unseren Augen ein riesiger Southern Right Whale durch’s Wasser und wir können sogar sein Schnauben hören.
Es gibt vier Arten, wie man Wale im Wasser erkennt. Zum einen stecken sie ihren Kopf aus dem Wasser an dem sich weiße Wucherungen befinden. Die sind übrigens bei jedem Wal anders und sind somit eine Art „Fingerabdruck“.
Man sieht den Blas beim Ausstoßen der Luft, eine Seiten-Flosse (Flipper) oder die Schwanzflosse (Fluke). Es kommt auch schon vor, dass die Southern Right Whales aus der Wasserobefläche aufsteigen und man einen Großteil des massigen Körpers sieht. Solch ein Glück war uns heute leider nicht beschienen.
Ein Wal hat ganz besonders viel Freude daran sich immer wieder auf den Rücken zu drehen und uns seinen weißen Bauch zu zeigen.
Auf dem Rückweg entdecken wir einen Buckelwal der durchs Wasser zieht. Bei ihm sieht man wunderbar die Fluke, ich hab nur leider die Kamera nicht so schnell parat. Zwei Stunden dauert die Walbeobachtungs-Tour und auch wenn man die Wale schon von Land aus sehen kann, ist die Bootstour doch noch einmal ein viel eindrucksvolleres Erlebnis, weil man den Tieren so nahe kommt.
Hermanus Country Market
Ein weiteres Highlight während eines Hermanus Besuchs ist der Hermanus Country Market, der immer samstags von 9 bis 13 Uhr stattfindet. Ich habe mich durch Kapstadt schon ein wenig an Märkte dieser Art gewöhnt, aber hier wird mir noch einmal bewusst, wie einmalig sie eigentlich sind. Es gibt ausgefallenes und mit viel Liebe gestaltetes Kunsthandwerk, Bio-Produkte, frisches Brot und frisch zubereitetes, leckeres Essen! Die Menschen sitzen auf Strohballen, lauschen der Live-Musik, genießen ein Glas Wein und die tolle Stimmung. Infos: immer samstags von 9 bis 13 Uhr beim Hermanus Cricket Club, www.hermanuscountrymarket.co.za
Sonntags von 10 bis 15 Uhr findet ein kleinerer Markt, der Lemm’s Corner Market, direkt in der Innenstadt von Hermanus statt. Von der Whale Rock Lodge aus laufen wir noch einmal den Cliff Path, um den Markt zu erreichen.
Wale sehen wir heute leider nur ganz weit in der Ferne. Wir laufen zurück, schießen letzte Aufnahmen mit der Drohne und dann ist es Zeit Adieu zu sagen.
Fazit
Wir hatten eine traumhafte Zeit in Hermanus. Die Walhauptstadt hat ihrem Namen alle Ehre gemacht. Bei 3 Nächten Aufenthalt haben wir – auch bereits von Land aus – etliche Southern Right Whales beobachten können. Mitte September war das Wetter wirklich durchwachsen und auch noch sehr frisch. Es empfiehlt sich ein paar wärmere Sachen einzupacken, gerade für die Bootstour. Aber auch außerhalb der Walsaison ist Hermanus mit Traumstrand, Märkten und Fernkloof Nature Reserve einen Besuch wert, wie ich hoffentlich rüberbringen konnte.
Unterkunft
Wir haben uns in der Whale Rock Luxury Lodge pudelwohl gefühlt. Der Aufenthalt war absolut vollkommen. Von der gepflegten Gartenanlage, den freundlichen Mitarbeitern, den wunderschönen, sauberen Zimmern bis zum leckeren Frühstück gab es hier nichts zu bemängeln. Dazu die gute Lage. In 5 Minuten konnten wir zum New Harbour laufen, wo die Whale Watching-Touren starten und der berühmte Cliff Path beginnt nur wenige Meter von der Lodge entfernt.
Danke fürs Lesen! Wir werden Hermanus noch einmal während des Whale Festivals besuchen, dazu wird es einen weiteren Beitrag geben. Ich freue mich über Kommentare und wenn ihr Lust habt, klickt doch auf meiner Facebook-Seite auf „Gefällt mir“ und folgt mir auf Instagram. Wenn ihr lieber per E-Mail über neue Beiträge informiert werden wollt, könnt ihr hier eure Mailadresse eintragen: